Forschungsprojekte

Die Politisierung der Europäischen Integration
Wer beteiligt sich an der Debatte über Europa und die Europäische Union – wird diese von den Parteien monopolisiert oder finden auch Vertreter der Zivilgesellschaft Gehör? Welchen Stellenwert hat Europa in Wahlkämpfen, und was meinen Politiker unterschiedlicher Couleur eigentlich genau, wenn sie über Europa sprechen (Framing)? Wie verlaufen die Konfliktlinien bei diesem komplexen Thema, das sich weder auf seine identitäre noch auf seine wirtschaftliche Dimension reduzieren lässt?
Die Beantwortung dieser auch politisch und gesellschaftlich relevanten Fragen erlaubt es, verschiedene grundlegende theoretische Probleme zu erforschen. Als dynamisches und deutungs­offenes politisches Issue, welches die Politik als auch die Öffentlichkeit noch für längere Zeit beschäftigen wird, eignet es sich bestens, um Agenda-Setting und Framing sowie deren Auswirkungen auf die Meinungs­bildung und den Parteienwettbewerb sowohl langfristig als auch fokussiert während Wahl- und Abstimmungskampagnen zu untersuchen. Das Projekt wurde zeitweise finanziert durch den Schweizerischen Nationalfonds (Projekt-Nr. 133415).

Hoeglinger, Dominic (2016) “The Politicization of European Integration in Domestic Election Campaigns”. West European Politics, advance online publication.

Hoeglinger, Dominic (2016). Politicizing European Integration – Struggling with the Awakening Giant. Basingstoke and New York: Palgrave Macmillan.

Helbling, Marc, Dominic Hoeglinger und Bruno Wüest (2010) “How Political Parties Frame Euro­pean Integration”. European Journal of Political Research 49 (4), 2010, pp. 495–521.

Determinanten des Einstellungswandels zu Europa
Während die allgemeinen Bestimmungs­faktoren europaskeptischer Einstellungen bereits relativ gut erforscht sind, untersuche ich hier genauer, wie sich die Effekte dieser Erklärungsfaktoren zwischen einzelnen gesellschaftlichen Segmenten (z.B. Parteianhänger, Alterskohorten) unterscheiden und wie sie sich über die Zeit verändern. Das Projekt stützt sich in einer ersten Phase auf eine statistische Mehrebenen-Analyse von Umfragedaten (Schweizer Haushalt Panel), mit welchem sich die Dynamik der Einstellungen zu Europa auf individueller Ebene über mehrere Jahre präzise nachverfolgen lässt. So ist etwa die seit der Jahrtausendwende zunehmende euroskeptische Haltung in der Schweiz insbesondere dem Einstellungswandel bei jüngeren Wählern und bei linken Parteianhängern mit geringem politischem Interesse geschuldet. Das Projekt soll in einem nächsten Schritt auf weitere Länder ausgeweitet werden und um die Berücksichtigung des Framing und der Salienz Europas in den Massenmedien erweitert werden.

Hoeglinger, Dominic (2014). “Explaining Changing Patterns of European Integration Attitudes”, Paper presented at: SPSA Annual Meeting, Universität Bern.

Der Kampf um die Agenda von Wahlkämpfen
Welche Themenpräferenzen haben einzelne Parteien und wie stark können sie beeinflussen, über welche Themen gesprochen wird? Die in der Politikwissenschaft dominie­rende Salienz-Theorie des Parteienwettbewerbs erwartet, dass eine einzelne Partei in Wahlkämpfen in erster Linie über diejenigen Themen spricht, bei welchen Sie als besonders kompetent wahrgenommen wird. Kommunikationswissenschaftliche Ansätze hingegen argumentieren, dass sich eine einzelne Partei der öffentliche Agenda welche stark von den Medien und auch konkurrierenden Parteien geformt wird nicht entziehen kann und sie sich deshalb häufig auch zu ungeliebten Themen äussern muss, um überhaupt Gehör zu finden. Die Wechselwirkungen zwischen Parteistrategien, Parteienwettbewerb und öffentlicher Agenda/Agenda-Setting sollen in diesem Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden.

Hoeglinger, Dominic (2014). “Comparing the logics of issue-emphasis and salience of challenger issues”, Paper presented at: ECPR General Conference, University of Glasgow, Panel “Party Competition in the Mass Media”.

Politik in Zeiten der Globalisierung
Wie verändert die Globalisierung die Politik westeuropäischer Staaten? Das internationale Forschungsprojekt erforscht Politik nicht nur im Rahmen nationaler Wahlen, sondern auch auf europäischer Ebene und in seiner nicht-institutionalisierten Spielart (Proteste). Zudem werden öffentliche Debatten zu globalisierungsrelevanten Themen (Immigration, Europäische Integration, wirtschaftliche Liberalisierung) und deren Framing vertieft untersucht. Basierend auf Medieninhaltsanalysen und Umfragedaten ergibt sich eine empirisch reichhaltige, facettenreiche und gleichzeitig systematische Gesamtschau der fundamentalen politischen Entwicklungen in Westeuropa.
So zeigt sich etwa, dass in dem Masse, wie bestehende politische, wirtschaftliche und kulturelle Grenzziehungen an Bedeutung verlieren, diese zugleich politisch umstrittener und salienter werden (Dialektik der Globalisierung). Dies führt zu einer grundlegenden Transformation des politischen Raums und stärkt die kulturelle Wettbewerbsdimension auf Kosten der ökonomischen Dimension. Zurzeit sind es vor allem rechtspopulistische Herausforderer, welche mit dem Versprechen, nationale Identität und Souveränität zu verteidigen, erfolgreich diejenigen Teile der Bevölkerung mobilisieren, welche sich von dieser Entwicklung bedroht fühlen. Finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und den Schweizerischen Nationalfonds (Projekt-Nr. 111756).

Hanspeter Kriesi, Edgar Grande, Martin Dolezal, Marc Helbling, Dominic Hoeglinger, Swen Hutter und Bruno Wüest (2012). Political Conflict in Western Europe. Cambridge: Cambridge University Press.

Drei Welten der politischen Kommunikation? Die Debatte um den Schwangerschaftsabbruch in den USA, Deutschland und der Schweiz
Die Studie untersucht für die 1970er bis 2000er, wie die massenmediale Debatte über dieses kontroverse sozial- und genderpolitische Thema von unterschiedlichen institutionellen und soziokulturellen Kontexten in den drei Ländern geprägt wird. Unter anderem wird aufgezeigt, wie direktdemokratische Instrumente die mediale Sichtbarkeit von normalerweise marginalisierten zivilgesellschaftlichen Bewegungen als auch – überraschenderweise – der Parteien substanziell erhöhen. Oder aber wie die unterschiedliche Rolle von Kirche und Judikative sowie die Stellung der Frauenbewegung das Framing des Schwangerschaftsabbruchs beeinflussen.

Hoeglinger, Dominic (2008). „Verschafft die direkte Demokratie den Benachteiligten mehr Ge­hör? Der Einfluss institutioneller Rahmen­bedingungen auf die mediale Präsenz politischer Akteure“. Swiss Political Science Review 14 (2), pp. 207–43.

Hoeglinger, Dominic (2007). „Drei Welten der politischen Kommunikation? Ein Vergleich der Strukturen politischer Öffentlichkeit in der Schweiz, Deutschland und den USA”, National Competence Center of Research (NCCR) Challenges to Democracy Paper No. 3.